27. Mai 2023, Campingplatz Rapallo
Ausflug zu den Cinque Terre, einer Sehenswürdigkeit an der ligurischen Riviera.
Von Nordwest nach Südost Reihen sich die fünf Dörfer Monterosso al Mare, Vernazza, Corniglia, Manarola und Riomaggiore entlang der steil abfallenden Küste der Riviera di Levante auf. 1997 wurde die Cinque Terre zum Unesco Weltkulturerbe erklärt.
Um 06:15 Uhr klingelte der Wecker. Nach einem Müslifrühstück bei Kaffee und Tee starteten wir um 07:20 Uhr mit den Fahrrädern und fuhren in 15 Minuten zum Bahnhof Rapallo. Die Räder ketteten wir auf dem Bahnhofsvorplatz an. Artur kaufte die Tickets für die Hin- und Rückfahrt nach Levante, sowie für die Cinque Terre. Um 08:00 Uhr fuhr der klimatisierte Zug ab. Wie gut, dass ich noch eine Jacke mitgenommen hatte. Nach einer Stunde Fahrt waren wir in Riomaggiore, dem östlichsten Dorf angekommen.

Obwohl es noch keine Hochsaison war und auch noch früh am Tag, tummelten hier sich schon viele Touristen (so wie wir auch!). Wir schlenderten vom Bahnhof aus nach oben und konnten auf das schöne Dorf am Meer herunterblicken. Einfach schön. Durch Weingärten und enge Gassen, die nur aus Treppen bestanden, gingen wir hinunter zum kleinen, malerischen Hafen.

Auf der anderen Talseite führte wieder über viele Stufen ein Weg. Wir versuchten an der Küste entlangzulaufen. Weit kamen wir nicht, denn der Küstenweg ist seit einem Erdrutsch von 2019 bis 2024 gesperrt. Man kann die Dörfer auch alle mit der Bahn anfahren. Dennoch wollten wir in das nächste Dorf, zumal es wirklich nicht weit entfernt war, von hier nur durch einen Hügel getrennt, zu Fuß zu erreichen. Ein anderer Weg nach Manarola führte eben über den zuvor genannten Hügel. Von unserem Standort konnten wir eine Menschenkarawane sehen, wie sie einer Ameisenstraße gleich, den Pfad hinaufzog. Wir nahmen es als Herausforderung an und reihten uns in die Karawane ein. Über eine hübsche Brücke führte der Weg zum steilen Einstieg.

Zuerst über Steintreppen, dann über treppenartige Felsen und alsbald mussten wir unsere Tritte selber finden.

Das war für unsere „geschmeidigen“ Gelenke gar nicht so einfach. Das merkten wir auch daran, dass uns jüngere Menschen, Gazellen gleich, überholten. Ich wünschte mir Serpentinen herbei, aber Pustekuchen, – es ging immer gerade steil hinauf. Dabei rann der Schweiß nicht nur die Stirn hinunter… Und die Sonne brannte heiß auf uns hernieder, denn wir hatten uns einen ungünstigen Zeitpunkt für diesen „Ritt“ ausgesucht. Die Mittagszeit! Wir schnauften und prusteten, manchmal blieb uns auch die Puste weg. Dann pausierten wir und ließen die „Gazellen“ an uns vorbei. Dabei konnten wir, so gut es ging, die wunderbare Aussicht genießen und Wasser trinken.
War das schön als wir oben waren!

Nun aber, mussten wir die 260 Meter Höhenunterschied wieder runter. Das war vielleicht eine Kraxellei und überhaupt nicht einfach, aber wir haben es geschafft.
Am Ortsrand angekommen hörten wir Gelächter und Beifallklatschen. Als wir dann von oben den Hafen erblickten sahen wir dann, was da vor sich ging. Viele, viele, sehr viele Touristen tummelten sich am Hafenrand und sahen sich waghalsige Sprünge von fast erwachsenen Mädchen und Jungen an und unterstützten sie dabei lautstark.

Wir hatten Hunger und fanden eine Focacceria und aßen eine schmackhaftes Focaccia-Sandwich mit Tomate, Schinken und Pesto.
Weiter nach Vernazza sollte es mit dem Zur gehen. Corniglia wollten wir auslassen. Viele, viele, sehr viele Leute wollten das auch. Der Bahnsteig war rappelvoll. Alle wollten in unseren (!) Zug. Beim Einsteigen wurde geschoben und gedrückt. Die Wagontür schloss nicht, ging fast zu und dann wieder auf, weil immer etwas Mensch in der Lichtschranke war. Das ging etliche male so, bis eine energische, auch nicht gerade schlanke Zugbegleiterin den Menschenpfropf mit lautem Geschrei in den Wagon drückte. Warum habe ich gerade Bilder von der Tokioter U-Bahn im Kopf? Dicht gedrängt ging die Fahrt los. Nach zwei Stationen war für uns die Fahrt zu Ende. Die Tür ging auf und wir „plumpsten“ raus.
Vernazza war fast so wie die anderen Dörfer, aber hier gab es einen etwas größeren Badestrand.

Wieder viele Restaurants, wo auch hier vor den Eingängen Schlange standen, um auf einen freiwerdenden Platz zu warten.

Genug vom Lärm und Touristenrummel haben wir uns eine Pause in einer kleinen, schlichten, aber schönen Kirche gegönnt und wieder draußen noch unseren mitgeschleppten Nussjoghurt gegessen.
Nun wollten wir eigentlich zurück, – entschieden uns aber doch noch das letzte Dorf, Monterosso zu besichtigen. Hier genossen wir einen Cappuccino und genehmigten unseren müden Füßen eine Abkühlung im Meer.


Von da aus sind wir dann mit dem Zug nach Levanto und zwanzig Minuten später nach Rapallo zurückgefahren. Gegen 17:00 Uhr dort angekommen, aßen wir in einem kleinem Restaurant Nudeln mit Meeresfrüchten.
Während wir auf das Essen warteten, konnten wir beobachten wir eine kleine knallrote Ape (ein dreirädriges, kleines Fahrzeug mit Fahrerkabine für eine Person und einer Ladefläche) sehr sportlich auf den Marktplatz gefahren wurde. Verwundert sahen wir, wie eine alte, beschwerlich laufende Frau ausstieg, ihre Einkäufe in Windeseile am Marktstand erledigte und genauso sportlich durch die enge Gasse an unseren Plätzen vorbei, davonbrauste.
Nach dem Essen ging es mit den Rädern wieder zurück zum Horst.
Es war wieder ein schöner Tag.
Zum Abschluss noch ein kleines Fazit zum Cinque Terre-Ausflug:
Wie in Portofino auch, ist dort selbst in der Nebensaison, mit einem hohem Touristenaufkommen zu rechnen. Wir fragen uns, wie es erst in der Hauptsaison ist. Alles ist auf Tourismus ausgelegt. Entsprechend sind auch die Preise. Ursprünglichkeit sucht man vergebens. Beeindruckend sind allerdings die Aus- und Ansichten.
Für uns: Einmal gesehen reicht!